Am 8. März 2026 in den Gemeinderat:

Dominik Ogilvie

→ Quelle… 22.09.2025 — Velodemo

NEIN zur verlogenen «Mobilitäts-Initiative»

Rede auf dem Helvetiaplatz zum Start der traditionellen Velodemo am 22. September 2025, dem internationalen autofreien Tag

Fotos: David Schelker
  Liebe Anwesende,

Ich freue mich, heute für den VCS Zürich zu euch reden zu dürfen.

Dieses Wochenend sind ja Abstimmungen, und ihr habt sicher schon alle JA zum Klimaziel im Kanton eingelegt, und JA zur Parkkarten-Verordnung in der Stadt. Oder? Heute blicken wir aber schon etwas weiter – in den November, und über die Stadt Zürich hinaus.

Ihr habt es vielleicht schon gehört: Ein Gespenst geht um in Europa, und’s Schreckgespenst heisst Tempo 30. Die Autolobby und die bürgerlichen Verkehrs-Ideologen wollen uns weis-machen, dass es wegen der Reduktion der Höchst-Geschwindigkeit zu einem Stillstand in der Stadt käme, ja dass immense wirtschaftliche Einbussen drohen, und dass der ganze Verkehr unaufhaltbar die Wohnquartiere fluten werde.

Das ist natürlich Chabis.

Aber habt ihr euch schon einmal gefragt, um was es den Autofreaks wirklich geht, wenn sie Geschwindigkeit-Reduktionen verbieten wollen, um Tempo 50 auf städtischen Hauptstrassen durchsetzen wollen?

Die Erhöhung der Fahrzeit, das kann ja nicht der Grund sein. Denn gemäss der Studie des kantonalen Amtes für Verkehr werden Autofahrten bei Tempo 30 statt 50 um nur gerade 1 bis 2 Sekunden pro 100m länger. In der Summe heisst das, eine typische Fahrt in der Stadt würde also maximal eine Minute länger dauern – und sorry, das fällt neben dem Einstellen der Sitzheizung, dem Warten am Rotlicht, oder neben der Parkplatz-Suche nicht ins Gewicht.

Worum es wirklich geht

Es geht ihnen doch primär um zwei Dinge: Erstens um den Erhalt von Privilegien des Auto, und zweitens um die Bevormundung der Städte.

Erstens, zu den Privilegien: Bei Tempo 50 ist noch klar, wer der King auf der Strasse ist – weil mit 50 können Autos und Lastwagen ihre Dominanz ausleben, und damit die Velofahrerinnen und Fussgänger verdrängen. Mit 50 km/h, das wissen wir doch alle, gilt das Recht des Stärkenen – und Kollisionen enden für Personen ausserhalb des Autos tödlich.

Bei Tempo 30 hingegen ist Verständigung möglich. Da können sich alle Verkehrsteilnehmer auf Augenhöhe begegnen, und Kommunikation und Rücksichtnahme sind möglich. Eben… Miteinand statt gegeneinand.

Und für Tempo 30, lohnt sich da noch ein teuer SUV? Nein, da wird plötzlich das Velo oder E-Bike als Verkehrsmittel attraktiv. Und das ist natürlich eine Horrorvorstellung für die Brumm-Brumm-Bürgerlichen.

Und zweitens, wie erwähnt, geht es den Bürgerlichen darum, sich die Städte untertan zu machen, also ihnen die Auto-Ideologie der Auswärtigen aufzuzwingen. Zürich, aber auch kleinere Städte und Dorfzentren, soll ein Drive-In sein für Leute, die es sich draussen auf dem Land schön eingerichtet haben, mit einem Hüüsli samt Gärtli und zwei Autos davor. Dieser Lebensentwurf wird natürlich infrage gestellt, wenn man nicht schnell für Arbeit und Vergnügen in die Stadt blochen kann.

Weil, und das dürfen wir nicht vergessen, den Preis für die auto-dominierte Stadt bezahlen wir – wir sollen den Lärm, die dreckige Luft und die Unfälle erdulden.

Cars ruin cities

Aber es gibt auch Städte in Europa, die sich dagegen wehren, dem Auto freie Bahn zu lassen. In Städten wie Bilbao, Bologna, Paris oder Brüssel hat man in den letzten Jahren konsequent auf Tempo 30 gesetzt – zum Vorteil von Mensch und Umwelt.
Ja, vielleicht verliert der Automobilist halt ein paar Minuten pro Tag. Aber dafür gewinnt die grosse Mehrheit der Leute massiv an Lebensqualität. Und nicht nur das: weil Tempo 30 rettet Leben.

Darum müssen wir in den Städten, und unsere lokalen Behörden, weiterhin ein Mitspracherecht haben, wenn es um die Strassen direkt vor der eigenen Haustür geht.

Und darum müssen wir in der Stadt Zürich, aber auch in jeder anderen Gemeinde im Kanton, gegen diese rücksichtslose Autolobby ankämpfen – und gegen den Bleizfuss-Zwang, den sie uns verordnen wollen. Wir müssen am 30. November NEIN stimmen zur verlogenen Mobilitäts-Initiative, und zwar klar und deutlich.